Gemeinsames Projekt der Bezirksregierung Weser-Ems,
dem Landkreis Aurich
und der Büffelfarm Hatten


(Ein Zwischenbericht von Heinrich Pegel von der Bez. Reg. Weser-Ems)


Im Naturschutzgebiet "Fehntjer Tief Nord" laufen versuchsweise zwei Wasserbüffelherden mit je acht Tieren (1 Bulle und 7 weibliche Tiere) in zwei je ca. 25 ha großen Arealen (extensives, nasses, nährstoffarmes Niedermoor-Grünland mit naturschutzfachlichen avifaunistischen und vegetationskundlichen Wertigkeiten).
Das Ziel des Versuches ist, festzustellen, ob Wasserbüffel unter den Bedingungen in der Fehntjer Tief Niederung geeignet sind für eine naturschutzfachlich-effektive Beweidung von extrem schwierig zu bewirtschaftendem, vernässtem Niedermoorgrünland in Form einer "halbnatürlichen", möglichst ganzjährigen Weidehaltung in großen Arealen ohne Zufütterung.

Die beiden Herden sind im August 2003 aufgetrieben worden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt (Dez. 2003) können folgende Aussagen getroffen werden:

Beide Herden verhalten sich ruhig im Gebiet und erschliessen sich das ihnen zur Verfügung stehende Areal vollständig. Nach kurzer Zeit kennen sie ihr Gebiet und die Lage der Brücken über die Parzellengräben und Dammstellen. Auch während eines Tages sind die Herden in verschiedenen Bereichen ihres Areals grasend zu finden, bleiben also nicht nur an einer Stelle, sondern ziehen von Teilbereich zu Teilbereich (positiver Aspekt in Hinblick auf eine gleichmäßige Beweidung und Minimierung der Trittschäden). Meistens bleibt der Herdenverband dabei aber dicht zusammen (etwas negativer Aspekt in Hinblick auf die mögliche Gefährdung von Wiesenvogelgelegen).

Bei der einen Herde läuft eine Schafherde mit auf der Weide. Diese Form der Mischbeweidung ist völlig unproblematisch. Manchmal ziehen Schafe und Büffel sogar zusammen von einem Teilbereich zum anderen.
Die verwendete Einzäunung ist ausreichend (ortsübliche Eichenspaltpfähle im Abstand von vier Metern mit zwei oder drei Drähten, wovon mindestens zwei Drähte stromführend sind).
Im Sommer suhlen sich die Tiere bei warmen Temperaturen gerne häufig in Gräben und freien Blänken. Bei kühlerer Witterung im Herbst konnte dieses Verhalten nicht mehr beobachtet werden.
In den Weiden gibt es eine Reihe von gefährlichen Niedermoorgräben, die keine große Wasser- aber eine gefährliche Torfschlammtiefe aufweisen. In diesen Gräben sind vorher bereits einige Rinder verschiedener Rassen verendet, da sie nicht in der Lage waren, sich aus dem Schlamm selbst zu befreien. Sie sind dabei in den meisten Fällen nicht ertrunken, sondern überwiegend an Unterkühlung oder Erschöpfung gestorben. Die Büffel dagegen sind bis jetzt noch immer wieder aus den Gräben heraus gekommen oder sind in die gefährlichsten gar nicht erst hinein gegangen.
Vielleicht haben sie ein besseres, instinktives Einschätzungsvermögen für die Beschaffenheit und Tragfähigkeit von sumpfigen Stellen, unsicheren Ufern und Gewässern und gelangen in gefährlichen Situationen im Kontakt mit Wasser und Schlamm auch nicht so schnell in kopflose Panik. Sicherlich sind sie mit ihrer arteigenen Anatomie und ihren arteigenen Bewegungsabläufen auch besser an sumpfige Verhältnisse mit schlechter Trittfestigkeit angepaßt als unsere mittlerweile steif und unbeholfen gewordenen Hausrinder.


Bisher beobachtetes Fressverhalten

Bevorzugt bzw. gern gefressen werden:
alle Süßgräser und Kräuter des Wirtschaftsgrünlandes, Gräser der Sümpfe und Röhrichte wie Schilf, Rohrglanzgras und Wasserschwaden (beim gewünschten Einsatz in vernässten Niedermoorsümpfen ist dies ein positiver Aspekt) und Disteln
ungern/gar nicht oder vielleicht erst bei Knappheit der bevorzugten Futterpflanzen werden folgende Arten gefressen:
Binsen, Rasenschmielen und Seggen im überständigen Zustand

Fazit:
Die in den ersten Monaten (August bis November) der Versuchsphase gemachten Erfahrungen mit Wasserbüffeln sind überwiegend positiv und grundsätzlich vielversprechend. Bis jetzt haben sich noch keine Eigenschaften gezeigt, die sie für die oben genannten Zwecke als ungeeignet erscheinen lassen.