Pflegemaßnahme durch Wasserbüffel
auf Überschwemmungswiesen in der Haaren-Niederung




Gemeinsames Projekt der Büffelfarm Hatten und Dr. Hartmut Ludewig (BUND)

AUFGABENSTELLUNG: Freilegung eines kaum befahrbaren Wiesenareals von Staudenbewuchs zur Erfassung und Abfuhr von Bauschutt und Schrott


Einsatzfläche

Eine Wiesenfläche von ca. 1,5 ha, gelegen zwischen dem Fluss Haaren und einer Wallhecke an der Hochwasserlinie, war seit vier Jahren brachgefallen. Vorher wurde sie extensiv genutzt zur Heumahd und gelegentlich als Rinderweide. Der flussnahe Streifen, - Niedermoorauflage größer als 30 cm -, ist durch einen Weidezaun abgetrennt. Die Fläche ist geteilt durch eine Geländestufe von ca. 0,8m, wovon die untere Hälfte, - Niedermoorauflage 0,3 bis 0,0 m -, regelmäßig, der obere Teil jährlich, überschwemmt wird.


Problemstellung

Auf der Fläche sollen Ausgleichsmaßnahmen (- Entfernung von Bauschutt und Schrott, naturnahe Gestaltung der Ufer -) durchgeführt werden und eine extensive Nutzung oder Pflege zur Freihaltung von Gehölzen, - Erlen und Weiden -, langfristig durchgeführt werden. Ziel ist die Erhaltung blütenpflanzenreicher Niederungswiesen.
Hierzu war die Entfernung des vierjährigen Pflanzenfilz und der dominierenden, zum Teil standortfremden Hochstauden, (- nach Häufigkeit: Wasserschwaden, Binsen, Rohrglanzgras, Seggen, Brennessel, Disteln, Brombeeren, Erlen, Weiden -), erforderlich.
Diese Arbeit war mit Maschinen oder per Hand nur unter erheblichen finanziellen Aufwand zu leisten.


Einsatz von Wasserbüffeln

Versuchsweise wurden daher auf 0,9 ha abgegrenzter Fläche drei Wasserbüffel (Zwei Kühe, ein Bulle) nach der Wachstumsperiode (Mitte November) eingesetzt, um deren Fressverhalten und Fressleistung zu erfassen und die Fläche vor der Wachstumsperiode sicher frei zu räumen. Die Restfläche von 0,6 ha geriet längere Zeit durch Überschwemmung unter Wasser und fiel als Futter aus.


Fressverhalten

Die Wasserbüffel haben praktisch alle Pflanzen der Fläche abgefressen, allerdings in bestimmter Intensität und Reihenfolge: Zuerst nitrophile Stauden im Bauschuttbereich, wie Brennnesseln, Disteln, Brombeeren, dann vorzugsweise Wasserschwaden, Erlen und Weiden, gelegentlich Eichenlaub, zuletzt Binsen und Seggen. Gemieden wurde das gelbe Stroh des Rohrglanzgras. Wahrscheinlich wird auch Altschilf gemieden.
Die drei Wasserbüffel brauchten 7 Wochen zum Freifressen der 0,9 ha, bei ca. doppelter Fressleistung des 16 Jahre alten Bullen.
Das entspricht einem Flächenbedarf von ca. 1 ha pro Kuh und ca. 2 ha pro Bullen, um auf ansonsten unbewirtschafteten nährstoffreichen Niederungswiesen Wasserbüffel zu überwintern.


Zufütterung

Wegen Überschwemmungen der Fläche und bei Frost und Schnee wurde anschließend von Milchkühen verschmähtes stengeliges Heu und Silageballen, zum Teil überjährig, ohne Probleme gefüttert (Kotballen ausgeformt und fest).


Viehtritt

Durch die Überschwemmungen und starke Regenfälle wurde der Boden trotz der breiten Klauen der Büffel ca. 10 bis 20 cm tief stellenweise stark durchgearbeitet, was einige Pflanzen schädigen, andere fördern wird.
Besonders der schüttere Bewuchs im Traufbereich der Bäume wurde zertreten, da in diesem einzig verhältnismäßig trockenen Bereich die Büffel in der Nacht und zum Wiederkäuen lagerten bzw. standen. Die Fläche steht daher weiter unter Beobachtung.


Niedrige Lufttemperaturen

Temperaturen bis –13 Grad waren auch ohne Überdachung kein Problem für die Tiere, ein gewisser Windschutz scheint jedoch ratsam.
Das Problem war bei andauernder Kälte die Versorgung mit Trinkwasser, welches täglich mit ca.+4 bis 8 Grad temperiert angefahren werden musste. Der Bedarf war bei Heufütterung bis zu 120 Liter pro Tag (60 l für den Bullen, 30 l je Kuh).


Nährstoffentzug aus der Fläche

Will man aus den ertragreichen Niedermoorflächen Nährstoffe entfernen, muß ein trockener strohgestreuter Lagerplatz zum Wiederkäuen hergerichtet und der dort entstehende Mist abgefahren werden.


Bilanz in der Wachstumsperiode

Nach der intensiven Beweidung im Winter ist der Pflanzenbestand im Frühling 2003 kräftig und in abgegrenzten Patchworkflächen wieder aufgewachsen: Wasserschwaden, Seggen, Flatterbinsen, Rohrglanzgras, Weidenröschen und Brennessel.
Gestärkt wurden niedrige Pflanzen als Unterbewuchs: z.B. Sumpfdotterblume, Sumpf-Vergißmeinnicht, Schachtelhalm, Blutweiderich, Hahnenfuß und Ackerwinde.
Im Traufbereich der Bäume wuchs kräftiges Gras auf. Der intensive Viehtritt hat sich auf den Bewuchs nicht ausgewirkt. Er behinderte auch nicht die Mahd mit einem Kreiselmäher (1,25 cm). Die Dunghaufen waren z.T. unzersetzt eingetrocknet (Konsistenz wie Torf). Von ihnen ging kein sichtbarer Düngeeffekt auf die darum wachsenden Pflanzen aus.

Oldenburg/Hatten, Juni 2003