Rede von Kreisrat Frank Puchert
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich begrüße Sie recht herzlich hier in der Naturschutzstation Fehntjer Tief in Ihlow.

Bereits seit 1989 arbeitet der Landkreis Aurich in enger Kooperation mit dem Landkreis Leer und der Bezirksregierung Weser–Ems an der Umsetzung des Großnaturschutzgebietes Flumm / Fehntjer Tief.
Dieses einmalige Niederungsgebiet konnte mit insgesamt 9,5 Millionen Euro erhalten und in seiner besonderen Eigenart für die Zukunft gesichert werden. Die 90-prozentige Förderung von Bund und Land ermöglichte es seinerzeit dem Landkreis, das Kerngebietes dieses Areals in einer Größenordnung von etwa 800 ha anzukaufen.
Damit allein war die Arbeit nicht getan. Die großen Niederungs- und somit Feuchtflächengebiete werfen nach wie vor große Bewirtschaftungsprobleme auf. Selbst die pachtfreie Überlassung der Flächen lässt eine wirtschaftlich sinnvolle Verwertung dieser Grenzertragsflächen nur einge-schränkt zu.
Wenn ich hier aber von einer Bewirtschaftung der Flächen spreche, dann ist damit zugleich die bereits rechtlich notwendige Pflege des Naturschutzraumes gemeint. Eine Aufgabe, die letztlich - wie der Naturschutz überhaupt - nicht den Einzelnen treffen kann, sondern in einer gesamtgesell-schaftlichen Verantwortung steht.
Nach den bisher zum Teil negativen Erfahrungen wurde vor einem Jahr im Umweltausschuss des Landkreises Aurich die Idee geboren, hier im Bereich Flumm / Fehntjer Tief mit resistenteren Rinderrassen eine Bewirtschaftung und damit die Pflege des Naturschutzraumes zu versuchen.
Nach vielen Gesprächen mit Vertretern der Bezirksregierung, verschiedenen Landwirten, den Gemeinden Ihlow und Großefehn sowie den Naturschutzfachleuten wurde sodann der Entschluss gefasst, in einem ersten Schritt versuchsweise Wasserbüffel einzusetzen.
So wurden zum einen im Bereich der Naturschutzstation acht Tiere und im so genannten "Seepferdchengebiet" noch einmal acht Tiere in einen Versuch einbezogen, der Erkenntnisse insbe-sondere darüber liefern soll, ob die Tiere ganzjährig auf den Flächen verbleiben können und auch in der Lage sind, den Aufwuchs einschließlich der Binsen zu verwerten.
Es geht hier vor allem darum, einmal im engen Zusammenwirken der Naturschutzfachleute, der Veterinäre und der Landwirte festzustellen, ob die nun eingesetzten Tiere mit dem Bewuchs und den Bodenverhältnissen zurecht kommen, aber auch, wie sich Flora und Fauna bei dieser exten-siven Bewirtschaftung entwickeln.
Meine Damen und Herren, in Lübbertsfehn setzen wir seit Anfang des Jahres gezielt auf Um-weltbildung und haben durch Anerkennung als außerschulischer Lernstandort regen Zuspruch von Schülern, aber auch anderen interessierten einheimischen Gruppen und Gästen.
Der angelegte Schaugarten, die Ausstellungen hier im Seminargebäude, von wo aus auch Exkur-sionen in das Gebiet angeboten werden, und schließlich der Naturlehrpfad von der Naturschutz-station zum Fehnmuseum Eiland führend werden ausgesprochen gut angenommen.
Allein seit April dieses Jahres sind weit über 1.000 Besucher in die Station gekommen. Diese Zahl ermutigt, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen. Das Angebot unserer Naturschutzstation ist Werbung für unsere Region und vor allem für den Naturschutz.
Naturschutz muss nämlich erlebbar, anfassbar sein. Jungen Menschen die Bedeutung von Natur-schutzräumen begreifbar zu machen, ist effektiver Naturschutz in der Zukunft. Naturschutz darf eben nicht als bloßer Raum von Restriktionen und Beschränkungen gelten, sondern braucht wie Alles ein gutes Image und ein noch besseres Marketing.

Als Dezernent für Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft, Tourismus und gegenwärtig auch für den Naturschutz ist es fast eine persönliche Aufgabe, hier ein effektives Netzwerk weiter zu fördern. Die besondere Charakteristik unseres Landschaftsbildes hat für den Bereich der Touris-muswirtschaft Kapitalwert.
Ein enges Zusammenwirken zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, den Naturschutzverbänden, den Tourismuseinrichtungen und den Gemeinden eröffnet uns dabei die Möglichkeit, dieses Potenzial zu realisieren und unsere Region erfolgreich am Tourismusmarkt aufzustellen.
Wir wollen daher den Naturlehrpfad um einen Landwirtschaftlichen Lehrpfad ergänzen und ausbauen, wo ganz unterschiedliche Nutztierrassen vorgestellt werden können. Darüber hinaus soll für Schulen Informationsmaterial erarbeitet werden, um jungen Menschen Wissen über Naturzusammenhänge zu vermitteln. Auch das ist Werbung für unsere Region.

Meine Damen und Herren, der Landkreis Aurich weist einen außerordentlich hohen Anteil an EU-Vogelschutz- und FFH-Gebieten sowie sonstigen Naturschutzgebieten auf, die ebenso wie der Nationalpark einer besonderen Beachtung bedürfen.
Vielleicht ergeben sich aus diesem Versuch Anhaltspunkte, wie Landwirtschaft und Naturschutz noch enger zusammen geführt werden können, wo Landwirte durch Prämienprodukte, wie das hier erzeugte Büffelfleisch, auch einen Zusatznutzen für ihre landwirtschaftlichen Betriebe gewinnen können und auf der anderen Seite der Naturschutz eine Unterstützung bei der Pflege ihrer Flächen erhält.
Wir sollten es durchaus versuchen, mit diesem besonderen Angebot Marktnischen zu erschließen. Dass sich mit unseren Büffeln die Verhältnisse des Marktes oder das Konsumverhalten des Verbrauchers nicht nennenswert beeinflussen lassen, wissen wir natürlich.
Aber es gibt bereits jetzt bei der Gläsernen Kette als Regionalvermarkter und auch bei Bioland Interesse, dieses Produkt in ihr Sortiment aufzunehmen und so für einen Absatz zu sorgen. Ich denke, wir sollten jede Chance und jedes Potenzial zur Weiterentwicklung unserer Region nutzen - und sei sie noch so klein.

Ja, liebe Gäste, ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam zum Ende des nächsten Jahres, dem Abschluss der Pilotphase unseres Projektes, feststellen können, dass wir heute den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Ingolf Faida Dr. Hilmar Zeigert
Ingolf Faida von der Bez. Reg. Weser-Ems zeigte sich in seiner Rede überzeugt vom Gelingen des Projektversuchs.
Der deutsche "Büffelprofessor" Prof. Dr. Dr. Hilmar Zeigert, ehemaliger Präsident des Deutschen Büffelverbandes, hat es sich nicht nehmen lassen, trotz einer schweren Erkrankung an der Übergabefeier teilzunehmen und die Vorzüge des Wasserbüffels herauszustellen.
Überrascht waren viele Festteilnehmer vom delikaten Geschmack der Büffelfleisch-Produkte. Auch Ingolf Faida ließ sich die Bratwurst, die Hackbällchen, die Buffalis und die Nagelholz-Proben schmecken.
Allgemeine Freude herrschte bei allen Teilnehmern der Wasserbüffel-Begrüßungsfeier:
Sitzend vl.: Rita Biel, MdL Sigrid Rakow, Prof. Zeigert und die Leiterin der Naturschutz-Station, Anneliese Saathoff,
stehend dahinter v.l. Wulf-Ingo Schöne, Ingolf Faida, Frank Puchert, Büffelzüchter Hergen Eickhorst und die Landwirte Dieter Peters und Hans Mescher.
Die Wasserbüffel sind an diesem Tag besonders aufgeschlossen und zeigten den zahlreichen Besuchern und Medienvertretern einen "gestreckten Gallopp".
Weitere Berichte:

Die Bilanz 2003

Der Einsatz von Wasserbüffeln im Fehntjer Tief

Das Fehntjer Tief und die Naturschutzstation

und auch http://www.naturschutzstation.de/